Kevelaerer Kreuzweg

Vorbereitungsgebet bei der Gnadenkapelle:

Indem ich mich anschicke, o liebster Heiland, Dir auf dem schmerzvollen Kreuzberg zu folgen, beweine ich aus dem tiefsten Grunde meines Herzens alle Sünden meines ganzen Lebens. Durch sie bin ich so oft die Ursache Deines bitteren Leidens und Sterbens geworden. Von Deiner unendlichen Barmherzigkeit hoffe ich demütig Verzeihung für meine zahllosen Vergehungen und bitte Dich vertrauensvoll, daß Du mir und allen, Lebenden und Abgestorbenen, für welche ich diese Andacht zu verrichten mir vorgenommen, alle die Gnaden verleihen wollest, deren wir am meisten bedürfen. Ich vereinige meine Andacht mit den Verdiensten Deines bitteren Kreuzweges, mit denjenigen Deiner schmerzhaften Mutter und aller frommen Pilger, welche je die Kreuzwegandacht verrichtet haben.
O schmerzhafte Gottesmutter Maria! Du bist die erste gewesen, die den blutigen Fußstapfen Deines leidenden Sohnes gefolgt ist; Du bist nachher noch unzählige Male den Kreuzweg gewandelt und hast auf ihm mit unaussprechlicher Liebe und Andacht das Leiden Deines göttlichen Sohnes betrachtet und für die sündhafte Welt aufgeopfert. O Trösterin der Betrübten, geleite mich jetzt, während ich den Fußstapfen Jesu folge; bete mit mir und für mich, und mache mich der Gefühle teilhaftig, die Dich durchdrangen, als Du Jesus nach dem Kalvarienberge folgtest. Amen.

 

Erste Station.
Jesus wird von Pilatus zum Kreuzestode verurteilt.

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V. Wir beten Dich an, Herr Jesus, und preisen Dich!
R. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset.
Betrachtung: Wer sollte es glauben! Der ewige Gottessohn, der Allheilige, wird hingestellt vor den Richterstuhl eines Pilatus, der sein Geschöpf, ein Heide, ein Sünder ist. Wer begreift solche Ungerechtigkeit! Ein undankbares Volk fordert die Verurteilung seines größten Wohltäters, des göttlichen Menschenfreunds! Welche Schmach! Den Feinden Jesu genügt es nicht, dass er, durch die grausame Geißelung und Krönung von der Fußsohle bis zum Scheitel zerfleischt, aus zahllosen Wunden blutet: sie wollen seinen Tod am Kreuze. Und Pilatus gibt nach. Der Stab wird zerbrochen, das Urteil gesprochen, die Henkersknechte strecken ihre Hände nach dem Opfer aus, und Jesus nimmt ohne Widerrede das ungerechte Urteil hin.

Anmutung: Warum schweigt hier der himmlische Vater? Warum schweigt dazu das unschuldige Gotteslamm? Aus reinster Liebe zu uns, damit wir dereinst vor seinem Richterstuhl vor dem Verdammungsurteil bewahrt werden mögen. Der letzte Tropfen seines kostbaren Blutes soll vergossen werden zur Sühne für unsere unendlichen Vergehungen. Welch entsetzliches Uebel muß doch die Todsünde sein! O süßester Jesus, sei mir nicht Richter, sondern Erlöser!
Gebet: O geduldigster Jesus, meinetwegen bist Du zum schmachvollsten Kreuzestode verurteilt. Du bist unschuldig, ich bin der Schuldige, ich habe den Tod verdient. Aber Du willst aus Liebe zu mir sterben, um meine Schuld zu tilgen und mir das ewige Leben zu erkaufen. O Jesus, ich will Dich wieder lieben und verfluche von nun an die Sünde. Liebster Jesus, wenn Du kommen wirst, mich zu richten, so sei mir alsdann gnädig und barmherzig. Ich will nie über meine Mitmenschne freventlich urteilen, nicht verleumden, nicht aus Menschenfurcht Böses verüben, lieber Unrecht leiden als Unrecht tun, damit ich Dir nachahme, Dir gefalle und dereinst nicht verdammt werde. Amen.
V. Gekreuzigter Herr Jesus!
R. Erbarme Dich unser.
Barmherzigkeit, mein Jesus!
O Trösterin der Betrübten, wenn ich vor den Richterstuhl Deines Sohnes gestellt werde, so stelle Dich zwischen den Richter und mich, und erwirke mir ein gnädiges Urteil.
„Heilige Mutter, drück die Wunden,
Die Dein Sohn für mich empfunden,
Tief in meine Seele ein.“
Süßes Herz Mariä, sei meine Rettung! (300 Tage Ablass.)
Vater unser … Gegrüßet seist Du …

 

Zweite Station.
Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schulter.

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V. Wir beten Dich an, Herr Jesus, und preisen Dich!
R. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset.
Betrachtung: Draußen vor dem Richthause des Pilatus wartet seiner das harte Kreuzholz. Jesus küsst es, umfasst es mit seinen blutenden Armen, und nimmt das Holz der Schmach und Schmerzen auf sich, um es zur Richtstätte zu tragen. Seine Feinde können ihre grimmige Wut nicht verbergen und kennen kein Erbarmen. Mit schweigender Ergebung folgt der geduldige Heiland ihren harten Befehlen, und trägt dem gehorsamen Isaak gleich das Opferholz auf seinen wunden Schultern. Welche Bürde für das unschuldige Gotteslamm. An das Kreuzholz heften sich alsbald alle Sünden der ganzen Menschheit, alle Verbrechen und Frevel der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, auch meine zahllosen Vergehungen. Diesen Schuldbrief will der göttliche Erlöser an das Kreuzholz heften, damit wir vor dem Kerker der Hölle bewahrt bleiben.

Anmutung. Die Sünden der Welt und meine persönlichen Sünden haben den göttlichen Dulder noch viel mehr gedrückt, als die schwere Kreuzeslast. Wenn eine einzige Sünde die Seele so schwer drücken kann: wie muss ihm zu Mute gewesen sein! Was ist es doch Entsetzliches um die Sünde, die eine solche Züchtigung erforderte! Und wie rührend ist seine Geduld und Sanftmut, womit er das schwere Kreuz aus den Händen seiner Feinde entgegengenommen und unter dessen Last einher wankte! In Zukunft keine Sünde, keine Todsünde mehr!
Gebet. O Jesus, Du reinste Liebe: ich habe durch meine Sünden das Marterholz auf Deine unschuldigen Schultern gelegt. Nein, ich will nicht wieder sündigen; ich will alles Kreuz, das Du mir auferlegst, gerne tragen zur Genugtuung für meine Sündenschuld, und Dir nachfolgen. Jesus, sanftmütig und demütig von Herzen, mache mein Herz dem Deinigen ähnlich. Amen!
V. Gekreuzigter Herr Jesus!
R. Erbarme Dich unser.
Barmherzigkeit, mein Jesus!
O Trösterin der Betrübten, erflehe mir die Gnade, dass ich jedes Leiden als ein Kreuz ansehe, welches Dir Dein göttlicher Sohn auf die Schultern legt, und dass ich ihm geduldig in der Kreuztragung folge.
„Heilige Mutter, drück die Wunden,
Die Dein Sohn für mich empfunden,
Tief in meine Seele ein.“
Süßes Herz Mariä, sei meine Rettung! (300 Tage Ablass.)
Vater unser … Gegrüßet seist Du …

 

Dritte Station.
Jesus fällt das erste Mal.

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V. Wir beten Dich an, Herr Jesus, und preisen Dich!
R. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset.
Betrachtung: Entsetzlich drückt die Last des Kreuzes auf die Schultern des Erlösers. Die Wunden der Geißelung und Dornenkrönung fahren fort zu bluten. Fieberhitze hat seinen Gaumen ausgetrocknet. Seine Kniee wanken. Einen Augenblick möchte er rasten; allein die Schergen zerren ihn unbarmherzig an den Stricken vorwärts, während andere mit ihren Fäusten schonungslos auf ihn losschlagen. Ohnmächtig sinkt er zu Boden. Hier liegt der König aller Könige im Staub der Erde. Dieser Fall, sowie die Stöße und Schläge der ergrimmten Henker, verursachten dem Heiland neue Wunden, neue Schmerzen.

Anmutung: Aber wer ist denn die wahre Schuld des Falles und all der Schmerzen? Meine Sünden, mein Stolz, mein Eigensinn, meine Selbstüberhebung, mein Ungehorsam gegen Gott und seine Stellvertreter: sie sind die Ursachen von diesem so schmerzlichen Falle meines Heilandes. Er sinkt in den Staub, um für meinen Hochmut Genugtuung zu leisten.
Gebet: Liebenswürdigster Jesus! Nicht Du, nein, ich Sünder habe verdient, im Staube zertreten zu werden. Verzeihe mir! Ertöte in mir jede Regung des Hochmutes und laß mich stets Deines Wortes eingedenk sein: „Wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“ Gib mir die Gnade, dass ich nie in der Verblendung meines Herzens mich für gerecht und vollkommen halte, sondern mit dem demütigen Zöllner ausrufe: „O Gott, sei mir armen Sünder gnädig.“ Ich erkenne meine Bosheit und verdamme die Sünde, welche Dich zu Boden drückte. Dein bitterer Fall soll mir stets vor Augen schweben, mich in Gefahren aufrecht halten, und vor neuen Sünden bewahren. Hilf mir, Herr Jesus, mit Deiner Gnade. Amen.
V. Gekreuzigter Herr Jesus!
R. Erbarme Dich unser.
Barmherzigkeit, mein Jesus!
O Trösterin der Betrübten, Vorbild der Demut, gib nicht zu, dass ich jemals durch Hochmut und Ungeduld im Leiden Gott missfalle.
„Heilige Mutter, drück die Wunden,
Die Dein Sohn für mich empfunden,
Tief in meine Seele ein.“
Süßes Herz Mariä, sei meine Rettung! (300 Tage Ablass.)
Vater unser … Gegrüßet seist Du …

 

Vierte Station.
Jesus begegnet seiner hl. Mutter.

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V. Wir beten Dich an, Herr Jesus, und preisen Dich!
R. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset.
Betrachtung: Das Verlangen, mit Jesus für uns zu leiden, drängte Maria in die nächste Nähe ihres Sohnes. Sie wankt durch die Straßen, den suchend, welchen ihre Seele liebt. Und wie findet sie ihn? Ohne Schönheit, ohne Zierde, als den Verachteten und Letzten der Menschen, den Mann der Schmerzen, umgeben von einer Rotte, die kein Erbarmen kennt. Welch eine schmerzliche Begegnung des Sohnes und der Mutter! Welch ein entsetzlicher Anblick für Mariens Mutterauge: das von Blut und Schmutz entstellte Antlitz des Sohnes, die blutenden Wunden von der Fußsohle bis zum dornengekrönten Haupte, das harte, schwere Kreuz auf seinen Schultern, die spitzen Nägel und sonstige Marterwerkzeuge in den Händen höhnischer Peiniger. Aber welch schreckliche Bitterkeit auch für Jesum selbst beim Anblick der zärtlich geliebten, von Schmerz verzehrten, totenbleichen Mutter!

Anmutung: Warum mussten doch die zwei heiligsten Herzen sich gemeinsam in ein solches Meer von Schmerzen tauchen? Ihre Sorge um die Rettung meiner sündigen Seele hat sie zu so trauriger Begegnung zusammengeführt. Meine Sünden sind das zweischneidige Schwert, das Jesu und Mariä Herz durchbohrte. Christliche Seele, erbebe bei diesem Gedanken, und erwecke Reue über deine Sünden. Auch die kleinste deiner Sünden war Mitursache der Schmerzen des Gottessohnes und der Gottesmutter. Jesu und Mariä Herzen mussten von Weh zerrissen werden wegen der vielfachen sündhaften Begierden und Neigungen aller menschlichen Herzen. Die beiden heiligsten Herzen mussten bluten, um unsere Herzen zu reinigen.
Gebet: O liebster Jesus! o beste aller Mütter! Nicht euer reinstes Herz, nein, das meinige müsste vom Schwerte der Schmerzen durchbohrt, zerrissen und zermalmt werden. Ich will Buße tun aus der Tiefe meiner Seele, und dadurch euren bitteren Schmerz erleichtern. Möge eure schmerzhafte Begegnung mir vorschweben, wenn mir Gefahren zur Sünde begegnen, damit ich standhaft widerstehe. Amen.
V. Gekreuzigter Herr Jesus!
R. Erbarme Dich unser.
Barmherzigkeit, mein Jesus!
Trösterin der Betrübten, schmerzhafte Mutter: erwirke mir bei Deinem göttlichen Sohn die Gnade, dass mein Herz betrübt werde nicht ob des Verlustes irdischer Güter, sondern allein wegen meiner Sünden.
„Heilige Mutter, drück die Wunden,
Die Dein Sohn für mich empfunden,
Tief in meine Seele ein.“
Süßes Herz Mariä, sei meine Rettung! (300 Tage Ablass.)
Vater unser … Gegrüßet seist Du …

 

Fünfte Station.
Simon von Cyrene trägt das Kreuz.

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V. Wir beten Dich an, Herr Jesus, und preisen Dich!
R. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset.
Betrachtung: Wegen der zunehmenden Schwäche des Heilandes fangen die Juden an zu fürchten, ihr Opfer möchte auf dem Wege verbluten und erliegen, und ihnen das grausame Schauspiel der Kreuzigung nicht vergönnt sein. Darum greifen sie einen vorübergehenden Fremdling auf und nötigen ihn, dass er Jesu das Kreuz nachtrage. Simon versteht sich dazu, teils gezwungen, teils aus Mitleid bewogen. Jedenfalls aber zeigten seine Feinde keinen Funken Mitleid, sondern sie wollten nur noch länger an der Qual des Verurteilten sich weiden.

Anmutung: Wie gering ist doch die Hilfe, die Simon meinem Heilande leistete! Konnte er ihm doch nicht das Mindeste abnehmen von jener unendlichen Schuldenlast, welche die ganze sündige Menschheit und auch ich ihm aufgelegt hatte. Diese Last musste er nach göttlichem Ratschluss selbst und allein tragen, und er trug sie mit vollkommenster Geduld und Ergebenheit. Ach, hätte ich ihm das Kreuz abnehmen können! Doch ich erschwere es ihm täglich durch neue Sünden meines Lebens, besonders durch Ungeduld, Murren, Trotz, und durch die Weigerung, das Kreuz geduldig zu tragen, das seine Vaterhand mir auferlegt.
Gebet: O mein Jesus, besser als Simon von Cyrene kannte ich Deine unermessliche Liebe zu uns sündigen Menschen. Dennoch habe ich durch Ungeduld, Trotz und Eigenwillen in Ertragung meines Kreuzes Dein schweres Kreuz noch schwerer gemacht. Ich bereue es von Herzen. Ich will nicht mehr Kreuzträger aus Zwang sein, sondern es als eine Ehre betrachten, wenn Du mir durch Trübsal und Leiden Anteil an Deinem Kreuze gewährst. Ich will von jetzt an aus Liebe zu Dir und im Bußgeist Dir auf Deinem Leidenspfade treu nachfolgen, dem Nächsten in der Not gerne helfen und dadurch das Kreuz von Deinen Schultern nehmen und mein Heil im Kreuze suchen. Verleihe mir die Gnade, diesem Vorsatz treu zu bleiben bis in den Tod. Amen.
V. Gekreuzigter Herr Jesus!
R. Erbarme Dich unser.
Barmherzigkeit, mein Jesus!
Trösterin der Betrübten, Hilfe der Schwachen, bitte für mich, dass ich mein Kreuz willig auf mich nehme und Jesu geduldig nachfolge.
„Heilige Mutter, drück die Wunden,
Die Dein Sohn für mich empfunden,
Tief in meine Seele ein.“
Süßes Herz Mariä, sei meine Rettung! (300 Tage Ablass.)
Vater unser … Gegrüßet seist Du …

 

Sechste Station.
Veronika reicht Jesus das Schweißtuch.

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V. Wir beten Dich an, Herr Jesus, und preisen Dich!
R. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset.
Betrachtung: Von dem schweren Druck des Kreuzes hatte sich auf der Schulter des Heilandes eine tiefe Wunde gebildet. In Schweiß und Blut gebadet, aufs Äußerste entstellt und erschöpft, schleppte er sich keuchend fort. Nur ein lebendes Wesen erzeigt ihm tätiges Mitleid. Die fromme Veronika hatte in ihrer Liebe den Mut, such durch die Rotte der Henker und Todfeinde Jesu zu drängen. Sie reicht dem Gotteslamm ihr Schweißtuch dar. Dankbar benützt es der Heiland, und stellt es ihr zurück mit dem blutigen Abdruck seines schmerzvollen Antlitzes.

Anmutung: Weit mehr Liebesdienste als Veronika bin ich meinem Heilande schuldig für tausendfache Gnaden und Wohltaten. Wie oft aber habe ich seine Güte missbraucht, wie oft seine Gaben nur benützt, um ihn damit zu beleidigen! Das soll nicht wieder geschehen!
Gebet: Liebevollster Heiland, ich will das Bild Deines todblassen schmerzentstellten Antlitzes und Deines ganz bitteren Leidens meiner Seele treu und unauslöschlich einprägen und namentlich in jeder Versuchung mir vor Augen stellen, damit ich vor jeder sündhaften Einwilligung bewahrt bleibe. Dein heiliges Antlitz ist verunstaltet, weil meine Seele befleckt ist, die ein Ebenbild des dreieinigen Gottes sein sollte. Ich will dieses entstellte Ebenbild rein waschen durch Tränen der Reue und Buße. Mein ganzes Leben soll durch Erfüllung Deiner Gebote ein treuer Abdruck Deines Lebens und Deines Beispiels sein, damit ich mit dem Apostel sagen kann: „Nicht ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ Amen.
V. Gekreuzigter Herr Jesus!
R. Erbarme Dich unser.
Barmherzigkeit, mein Jesus!
Trösterin der Betrübten, Dein Leben war das treueste Abbild vom Leben Deines göttlichen Sohnes. Drücke das Bild seines hl. Antlitzes tief in mein Herz und mich in sein Herz.
„Heilige Mutter, drück die Wunden,
Die Dein Sohn für mich empfunden,
Tief in meine Seele ein.“
Süßes Herz Mariä, sei meine Rettung! (300 Tage Ablass.)
Vater unser … Gegrüßet seist Du …

 

Siebte Station.
Jesus fällt zum zweiten Male.

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V. Wir beten Dich an, Herr Jesus, und preisen Dich!
R. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset.
Betrachtung: Mit der höher steigenden Sonne hebt sich auch der steinige Kreuzweg mehr und mehr bergauf. Noch einige Schritte, und Jesus ist unter den Toren Jerusalems. Seit dem letzten Abendmahle war Jesus weder Nahrung gereicht, noch die kürzeste Rast gestattet worden. Erschöpft und grausam gehetzt sinkt er abermals zu Boden. Der Grimm seiner Feinde steigerte sich, es folgen heftige Ausbrüche von Zorn und Verwünschungen, und unbarmherziges Drängen zur Eile, damit das Schlachtopfer noch vor dem Tode ans Kreuz geschlagen werden kann. Mit Stößen und Schlägen wird gegen ihn gewütet, an Stricken wird er gezogen und gezerrt. O wie wahr ist des Propheten Wort: Ich bin ein Wurm, kein Mensch.                                                                         Anmutung: Durch diesen zweiten schmerzlichen Fall wollte der Heiland meine schändlichen Gewohnheiten, meine häufigen Rückfälle in die alten Sünden sühnen. Er wollte mich belehren, wie kläglich und gefährlich es ist, wenn wir dieselbe schwere Sünde aufs Neue begehen.
[In meiner Textvorlage fehlen die Seiten 15 und 16. Daher kann ich den dort abgedruckten Text hier leider nicht bringen.]

 

Achte Station.                                                                                                                                      Jesus begegnet den weinenden Frauen.

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[In meiner Textvorlage fehlen die Seiten 15 und 16. Daher kann ich den dort abgedruckten Text hier leider nicht bringen.]

V. Gekreuzigter Herr Jesus!
R. Erbarme Dich unser.
Barmherzigkeit, mein Jesus!
Trösterin der Betrübten, Mutter der Barmherzigkeit, erbitte mir Tränen über meine Sünden und über Jesu Leiden, und ein wohlwollendes Herz gegen Notleidende.
„Heilige Mutter, drück die Wunden,
Die Dein Sohn für mich empfunden,
Tief in meine Seele ein.“
Süßes Herz Mariä, sei meine Rettung! (300 Tage Ablass.)
Vater unser … Gegrüßet seist Du …

 

Neunte Station.
Jesus fällt das dritte Mal.

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V. Wir beten Dich an, Herr Jesus, und preisen Dich!
R. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset.
Betrachtung: Sengende Strahlen sendet die Mittagssonne auf den Kreuzweg nieder. Immer noch quillt aus zahllosen Wunden das kostbare Blut des Erlösers. Der Zug ist jetzt am Fuß des Kalvarienberges angekommen. Als der gemarterte Heiland zur Todesstätte hinaufsteigen wollte, da brach seine Kraft zusammen; er sank zum dritten Mal zu Boden. So ist die Schrift erfüllt worden: „Niedergeworfen haben mich meine Feinde, zertreten den ganzen Tag. Wilde Hände ziehen und zerren an ihm.“ Unter unbarmherzigen Stößen und Schlägen erhebt sich das geduldige Gotteslamm wieder in heiliger Sehnsucht, auf der Höhe des Berges für das Heil der Welt am Kreuze zu sterben.

Anmutung: Ich ahne die Ursache dieses dritten und schmerzlichen Falles. Hier wollte Christus büßen für den schrecklichen Leichtsinn der Menschen, womit sie Sünden auf Sünden häufen, und sich immer tiefer in das Verderben stürzen. Hier wollte er büßen für die klägliche Treulosigkeit Derer, die sich kaum vom Schlafe der Sünde erhoben, alsbald wieder in die alten Laster zurücksinken. Hier wollte er büßen für so viele Menschen, welche auch die letzte Gnade der Bekehrung von sich stoßen, und dann in trauriger Verstocktheit oder in gänzlicher Verzweiflung aus dem Leben scheiden.
Gebet: O Jesus, um der Verdienste und der Schmerzen willen bei Deinem dritten Falle bitte ich Dich, gib mir Kraft und Stärke, im Leiden und Kreuz auszuharren bis an mein Lebensende. Bewahre mich doch vor jeder Sünde gegen den hl. Geist, und gib mir die Gnade, fest zu stehen in der heiligmachenden Gnade und in ihr zu verharren bis in den Tod. O Jesus, gib mir die Gnade der Beharrlichkeit. Amen.
V. Gekreuzigter Herr Jesus!
R. Erbarme Dich unser.
Barmherzigkeit, mein Jesus!
Trösterin der Betrübten, Mutter der Beharrlichkeit, erbitte mir Standhaftigkeit in den Versuchungen.
„Heilige Mutter, drück die Wunden,
Die Dein Sohn für mich empfunden,
Tief in meine Seele ein.“
Süßes Herz Mariä, sei meine Rettung! (300 Tage Ablass.)
Vater unser … Gegrüßet seist Du …

 

Zehnte Station.
Jesus wird seiner Kleider beraubt und mit Essig und Galle getränkt.

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V. Wir beten Dich an, Herr Jesus, und preisen Dich!
R. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset.
Betrachtung: Noch einmal hat sich der Heiland aufgerafft und ist endlich auf der Richtstätte von Kalvaria angelangt. Das Kreuz liegt am Boden; die Grube ist gegraben, worin es befestigt werden soll. Eins ist noch übrig. In der Schmach und Qual der Entblößung soll der allerkeuscheste Sohn Mariä sterben. Die Henker reißen die Kleider von seinem Leibe. Er, der alle Geschöpfe kleidet, erscheint hier in der äußersten Armut. Die mit seinem Gewand verklebten Wunden brechen wieder auf. Welch ein Schmerz! Der keuscheste Jesus sieht sich den Blicken roher Kriegsknechte ausgesetzt. Welch eine Schmach! Er leidet brennenden Durst, aber nur Myrrhenwein und Galle wird ihm gereicht. Welche Bitterkeit! So steht der Sohn Gottes vor dem Kreuze, arm und bloß, zitternd und bebend in unaussprechlicher Pein und Schmach.

Anmutung: Alle Arten von Peinen wollte mein Heiland und Erlöser leiden, weil die Menschen jegliche Art von Bosheit begangen haben. Er wird der Kleider beraubt, um Genugtuung zu leisten für Habsucht, Eitelkeit, Kleiderpracht und Hoffart. Er muss die unbeschreibliche Marter der Entblößung ertragen, um zu büßen, was die Welt in Schamlosigkeit und Fleischeslust verbrochen. Er muss den bitteren Trank verkosten, um abzuzahlen, was seine Geschöpfe in Genußsucht und Unmäßigkeit verschuldet haben. Gehöre nicht auch ich zu ihnen?
Gebet: O schuldloses Gotteslamm, Du wirst der Kleider beraubt und mit Bitterkeit an Leib und Seele erfüllt: und ich soll noch der Sinnenlust und irdischer Eitelkeit anhangen? O lass mich doch immer mehr erkennen, dass die Welt und ihre Lust vergeht, und alles Eitelkeit ist, außer Dich lieben und Dir allein dienen. Schenke mir die Gnade, dass ich starkmütig die bösen Gelüste überwinde, und dass die Welt und ihre Güter und die sündhaften Neigungen mein Herz nicht beherrschen. Ertöte in mir jede unordentliche Anhänglichkeit an die Geschöpfe, mache mich wachsam und standhaft in den Gefahren meiner Unschuld, und befreie mich vom Geiste der Unlauterkeit. Amen.
V. Gekreuzigter Herr Jesus!
R. Erbarme Dich unser.
Barmherzigkeit, mein Jesus!
Trösterin der Betrübten, erbitte mir die notwendige Kraft, die böse Begierlichkeit des Fleisches zu besiegen.
„Heilige Mutter, drück die Wunden,
Die Dein Sohn für mich empfunden,
Tief in meine Seele ein.“
Süßes Herz Mariä, sei meine Rettung! (300 Tage Ablass.)
Vater unser … Gegrüßet seist Du …

 

Elfte Station.
Jesus wird an das Kreuz genagelt.

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V. Wir beten Dich an, Herr Jesus, und preisen Dich!
R. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset.
Betrachtung: Während man das Kreuz bereitet, fällt Jesus vor demselben auf seine Kniee und weiht sich dem himmlischen Vater zum blutigen Opfertode für unsere Sünden. Dann bietet er freiwillig seine Hände und Füße den Peinigern zur Kreuzigung dar. Der erste Hammerschlag fällt. Hoch auf springt das Blut und färbt die Hand des Schergen. Betrachte die entsetzlichen Nägel, höre die dumpfen Hammerschläge, siehe wie ein Strom von Blut nach dem andern in die Höhe springt, schaue die durchbohrten Hände und Füße, die Zuckungen der ausgespannten Glieder, beachte noch den teuflischen Spott und Hohn der Juden. Wenn selbst dem Kräftigsten schon das plötzliche Zusammenziehen eines einzigen Nervs, das Verrenken des kleinsten Gliedes eine Ohnmacht bereiten kann: was mag der so zart gestaltete Leib des Heilandes hierbei gelitten haben?

Anmutung: O Seele, dies alles leidet der Heiland in Gegenwart seiner schmerzerfüllten Mutter aus reinster Liebe zu dir, um dich zu retten. O meine Seele, wie hoch ist dein Wert! Siehe, das kostbare Blut des grausam an das Kreuz genagelten Gottessohnes ist das Lösegeld. Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber Schaden leidet an seiner Seele? Rette deine Seele!
Gebet: Ach, mein Erlöser, wie weit geht doch Deine Liebe zu mir! Fortan soll die Welt mir und ich der Welt gekreuzigt sein. Ich will meine Seele retten, koste es, was es wolle. Lass doch Dein kostbares am Kreuze vergossenes Blut an mir nicht verloren gehen. Bewahre mich doch, dass ich nicht durch neue Todsünden Dich abermals kreuzige, dass ich von jetzt an meine Hände nie zur Sünde missbrauche, und meine Füße immerdar den Weg Deiner Gebote wandeln. O Jesus, ziehe mich mit unauflöslichen Banden an Dich, noch fester, als die Nägel Dich an dem Kreuzesbalken hielten. In Deinen Wunden lass mich Zuflucht und Ruhe finden. Amen.
V. Gekreuzigter Herr Jesus!
R. Erbarme Dich unser.
Barmherzigkeit, mein Jesus!
Trösterin der Betrübten, Mutter der gekreuzigten Liebe, lasse nicht zu, dass ich Jesum jemals wieder durch neue Sünden kreuzige, und bitte für mich, dass ich meine Glieder fortan nur zum Dienste Gottes gebrauche.
„Heilige Mutter, drück die Wunden,
Die Dein Sohn für mich empfunden,
Tief in meine Seele ein.“
Süßes Herz Mariä, sei meine Rettung! (300 Tage Ablass.)
Vater unser … Gegrüßet seist Du …

 

Zwölfte Station.
Jesus stirbt am Kreuze.

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V. Wir beten Dich an, Herr Jesus, und preisen Dich!
R. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset.
Betrachtung: Gottes Sohn am Kreuz! Erhöht zwischen Himmel und Erde, in der Mitte von zwei Mördern, als wäre er der größte Verbrecher, leidet und blutet dein Jesus. Welch ein schmerz- und schmachvolles Sterbebett, umtobt von den Gotteslästerungen grausamer Feinde! Nur auf Wunden ruht der Gekreuzigte drei entsetzlich lange Stunden! Betrachte den brennenden Durst, die gänzliche Armut und Verlassenheit des Schöpfers der Welt! Und dazu kommt noch die schreckliche Gottverlassenheit, in welcher der Heiland Höllenqual erduldet hat. O was ist das ein furchtbarer Todeskampf! Nun vollendet sich das große Werk der Erlösung. Der Atem stockt, der Puls steht still, und das Herz, welches nur Schläge der Liebe getan, hört auf zu schlagen. Jesus gibt seinen Geist in die Hände seines Vaters und stirbt aus Liebe für mich armen Sünder. Was die Gerechtigkeit eines Gottes fordern und die Liebe eines Gottes bieten konnte: es ist vollbracht. Himmel, Erde und Unterwelt verkünden in schrecklicher Weise den Tod des Gottmenschen.

Anmutung: O unendliche Liebe, welche leidet und betet für die Feinde, dem reuigen Schächer das Paradies verspricht, die Mutter dem engelreinen Jünger Johannes und diesen der Mutter übergibt! Mit Magdalena möchte ich mich vor dem Kreuze niederwerfen und alle Tropfen Blutes auffangen, die aus seinem geöffneten Herzen fließen. Jesus starb für mich Sünder. Wo ist meine Gegenliebe? Hätte ich nicht wegen meiner Sünden schon tausendmal ein ebenso schmerzvolles, schimpfliches Ende verdient?
Gebet: O mein Jesus, bei Deinem bitteren Tode wird die Sonne finster, der Vorhang im Tempel zerreißt, die Felsen bersten, die Toten stehen auf, Heiden schlagen reumütig an ihre Brust, und ich allein sollte in meinen Sünden, welche die Ursache Deines bitteren Todes sind, verstockt bleiben? Mein Herz soll härter sein als die sich spaltenden Felsen? O nein, mein Erlöser, ich will die Sünde hassen, und Dich lieben über alles. Ich bin Dein Eigentum. Du hast mich um hohen Preis erkauft. Dir allein gehöre ich an, Dir allein will ich dienen. Wie Du am Kreuze gebeten: „Vater, verzeihe ihnen,“ so will auch ich allen Feinden verzeihen und ihre Beleidigungen vergessen. Eingedenk Deines bitteren Todes, verleihe mir und allen meinen Angehörigen eine glückselige Sterbestunde. Jesus Dir leb ich, Jesus Dir sterb ich, Jesus Dein bin ich im Leben und im Tode. Amen.
V. Gekreuzigter Herr Jesus!
R. Erbarme Dich unser.
Barmherzigkeit, mein Jesus!
Trösterin der Betrübten, schmerzhafte Mutter Maria! Ich erinnere Dich an den letzten Wunsch Deines sterbenden Jesus: „Siehe Deinen Sohn.“ Zeige, dass Du Mutter bist jetzt und in der Stunde unseres Todes.
„Heilige Mutter, drück die Wunden,
Die Dein Sohn für mich empfunden,
Tief in meine Seele ein.“
Süßes Herz Mariä, sei meine Rettung! (300 Tage Ablass.)
Vater unser … Gegrüßet seist Du …

 

Dreizehnte Station.
Jesus wird vom Kreuze abgenommen und seiner hl. Mutter in den Schoß gelegt.

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V. Wir beten Dich an, Herr Jesus, und preisen Dich!
R. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset.
Betrachtung: Betrachte, o christliche Seele, wie die treuen Jünger Johannes, Joseph von Arimathäa und Nikodemus den Leichnam Jesu vom Kreuze nahmen und in Maria’s Schoß legten. Betrachte die Mutter in ihren Schmerzen beim Anblick des Verblichenen. Grässlich durchstochen, mit Blut umhüllt das Haupt des einzig Geliebten! Erblasst seine Lippen! durchbohrt seine Hände und Füße! zerschnitten seine Schultern! der ganze Körper mit Wunden bedeckt! geöffnet sein Herz vom Lanzenstich! Nägel und Dornenkrone sind sorgsam beiseite gelegt. Das blutende Mutterherz ist bei solchem Anblick in ein Meer von Schmerzen versenkt. Hier findet das Sprichwort seine Erfüllung: O ihr alle, die ihr vorübergehet, sehet, ob es einen Schmerz gebe, der gleich sei meinem Schmerze.

Anmutung: Mein Herz ist voll Mitleid mit der schmerzhaften Gottesmutter. Niemand kann die Höhe und Tiefe, die Länge und Breite ihrer Schmerzen erfassen. Sie hat ihren göttlichen Sohn mehr geliebt, als jede andere Mutter ihr Kind lieben kann, darum litt sie auch mehr als jede andere Mutter, mehr als alle Martyrer. Ich küsse mit ihr im Geiste die hl. fünf Wunden ihres entseelten göttlichen Sohnes und bekenne: das ist das Werk meiner Sünden.
Gebet: O gebenedeite Gottesmutter! Ich will Deinen namenlosen Schmerz beim Anblick des entstellten Leichnams Deines göttlichen Sohnes meinem Innersten tief und unauslöschlich einprägen, und stets bedenken, dass Du das große Opfer für das Heil der Welt und auch für mich armen Sünder dargebracht hast. O schmerzhafte Mutter, verzeihe mir, was ich Deinem Sohne und Dir zugefügt! Ich will Dir ewig danken und zur Genugtuung fortan die Sünde meiden, und Dir auf dem Tugend- und Leidenswege unwandelbar treu nachfolgen, lieber sterben, als sündigen. Amen.
V. Gekreuzigter Herr Jesus!
R. Erbarme Dich unser.
Barmherzigkeit, mein Jesus!
Trösterin der Betrübten, schmerzhafte Mutter, erbitte mir von Deinem Sohne die Gnade, die Sünde als die Ursache Seines Todes und Deiner Schmerzen zu verabscheuen, bußfertig zu leben und heilig in Deinem Schoße zu sterben.
„Heilige Mutter, drück die Wunden,
Die Dein Sohn für mich empfunden,
Tief in meine Seele ein.“
Süßes Herz Mariä, sei meine Rettung! (300 Tage Ablass.)
Vater unser … Gegrüßet seist Du …

 

Vierzehnte Station.
Der Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt.

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V. Wir beten Dich an, Herr Jesus, und preisen Dich!
R. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset.
Betrachtung: Zur Bestattung ihres Meisters hatten sich außer Joseph von Arimathäa und Nikodemus auch die frommen Frauen eingefunden, und seine Leintücher samt kostbaren Spezereien mitgebracht, in die sie den teuren Leichnam Jesu einhüllten. Derselbe wurde einem neuen Felsengrabe anvertraut, das dem Joseph von Arimathäa gehörte. Derjenige, der als Kind in der Krippe lag, ruht jetzt im Grabe eines Reichen. „Sein Grab wird glorreich sein“, hat der Prophet von ihm vorhergesagt. Welch schmerzliches und andächtiges Leichenbegängnis! Wie bitter wird das Scheiden vom Grabe für die Lieben und Getreuen!

Anmutung: O Christ, sinke an der Brust deines Erlösers in Andacht nieder und denke, dass derselbe Heiland in deinem Herzen wie in einem Grabe bei der hl. Kommunion Platz genommen. Hast du es ihm auch ganz und ungeteilt geschenkt? Denke ferner an dein Grab, worin dein Leib vielleicht schon bald gesenkt wird. Dahin wirst du nichts mitnehmen, als ein armseliges Totenkleid. Aber glorreich auferstehen wirst du aus ihm, wie Jesus, wenn du Jesum liebst und nicht die Welt mit ihrer bösen Lust. Begrabe, was du von Natur aus bist, und lass mit Christus auferstehen einen neuen durch die Gnade wiedergeborenen Menschen. Lebst und leidest du mit deinem göttlichen Erlöser, so wirst du auch mit ihm verherrlicht werden.
Gebet: O Du mein unschuldigster Heiland! Ich will meinen Leib, den Tempel des hl. Geistes, nicht entweihen, damit er der glorreichen Auferstehung wert sei. Ich will Dein sein, Dein ganz allein. Für alles, was Du von der ersten Stunde Deines bitteren Leidens bis zum Ende für mich getan, opfere ich Dir mein Herz und meinen Willen. Verfüge über mich, wie Du willst. Recht oft will ich Dich in Brotgestalt in mein Herz aufnehmen, in ein gereinigtes, reumütiges Herz, wie Dein hl. Leichnam in einem reinen neuen Grabe ruhte. Verleihe mir, o Jesus, die Gnade, dass ich nicht sterbe, ohne Dich als hl. Wegzehrung für den verhängnisvollen Schritt in die Ewigkeit empfangen zu haben, damit wie Dein Grab auch das meinige einst glorreich sein könne. Amen.
V. Gekreuzigter Herr Jesus!
R. Erbarme Dich unser.
Barmherzigkeit, mein Jesus!
Trösterin der Betrübten, Mutter Gottes Maria, bereite mein Herz zu einer Ruhestätte für Jesus und lass ihn in mir und mich in ihm ruhen.
„Heilige Mutter, drück die Wunden,
Die Dein Sohn für mich empfunden,
Tief in meine Seele ein.“
Süßes Herz Mariä, sei meine Rettung! (300 Tage Ablass.)
Vater unser … Gegrüßet seist Du …

 

Schlussgebet:

Dank Dir, göttlicher Heiland, aus der Tiefe meiner Seele, dass Du mich gewürdigt hast, Dir auf Deinem martervollen Kreuzwege zu folgen. O lass doch die Früchte dieser Andacht an mir nicht wieder verloren gehen. Lass mich die hl. Geheimnisse Deines bitteren Leidens und Sterbens immer mehr erkennen, und auch oft in Reue beherzigen, dass meine Sünden Dir die vielen blutigen Wunden und die namenlosen Schmerzen bereitet haben, und ich durch Rückfall in Sünden Dich von neuem kreuzigen würde. Amen.

Gebet um die Fürbitte der schmerzreichen Mutter:

Wir bitten Dich, o Herr Jesus Christus, es möge bei Deiner Barmherzigkeit die seligste Jungfrau Maria, Deine Mutter, deren geheiligte Seele in der Stunde Deines Leidens das Schwert des Schmerzes durchbohrt hat, jetzt und in der Stunde unseres Todes unsere Fürsprecherin sein: durch Dich, Jesus Christus, Erlöser der Welt, der Du mit dem Vater und dem heiligen Geiste lebst und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

[Quelle: Beobachtungen aus dem Exil ; „Via dolorosa! Schmerzensweg unseres Herrn oder Kreuzwegbüchlein nebst Andacht zu den sieben Schmerzen Mariä, besonders zum Gebrauche der Pilger in Kevelaer.“ Von Professor Dr. Bernh. Schäfer; Kevelaer 1911]

 

 

 

 

 

 

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