„Jesus lehrt uns, die Güter dieser Welt mit den Bedürftigen zu teilen. Er sagt sogar, dass das Jüngste Gericht fragen wird, ob wir uns solidarisch gegenüber den Hungrigen, den Nackten, den Kranken und den Gefangen verhalten haben (Mat 25).
Die Kirche bemüht sich, ihre Kinder zu lehren, dass wechselseitige Abhängigkeit zwischen Menschen nicht nur toleriert, sondern aufrichtig begrüßt, richtig verstanden und großzügig gelebt werden sollte. Mönche, Nonnen und andere Geweihte lernen, hart zu arbeiten, nicht um den Verdienst dieser Arbeit für sich zu behalten, sondern um ihn für ihre Gemeinden und für die Armen und Bedürftigen zu verwenden. Jeder Christ kann teilen, im Rahmen seiner Möglichkeiten. Reiche Menschen in einem Dorf, einer Stadt oder einem Land sollten sich stets daran erinnern, dass Gott die irdischen Güter für alle und nicht nur für einige Wenige schuf. Reiche Länder haben die Pflicht, mit ärmeren Ländern zu teilen. Ein solches Teilen meint auch, den weniger entwickelten Ländern zu Fortschritt in Wissenschaft und Technik zu verhelfen.
Indem wir wechselseitige Abhängigkeit in diesem christlichen Sinne verstehen, wird sie zur moralischen Tugend der Solidarität, welche die Christen auch tätige Nächstenliebe nennen. Das ist etwas ganz anderes, als auf andere Leute herabzuschauen oder gelegentlich Geld zu spenden. Es ist eine liebende Partnerschaft zwischen Menschen, die sich auf der Reise des Lebens als Brüder und Schwestern verstehen.
Meine Hoffnung ist, dass alle, die dieses Buch in den Händen halten, vom Leben und Vorbild der vielen Katholiken inspiriert werden, die ihr Dasein anderen Menschen widmen.“
[Dieser, sowie die Texte: 1. „Gebaut auf Chrisus“ , 2. „Freiheit – Gottes Gesetz – Freude – Erfüllung“ und 3. „Reichtum – Armut -Glück“ sind dem Aufsatz „Jung und lebendig – Die Kirche heute“ von Francis Kardinal Arinze aus dem Bildband „24 Stunden im Leben der katholischen Kirche“, Heyne-Verlag München, 2015, entnommen!]